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Beitragsbild: Jugendschutz.net

Jugendschutz.net Report: Sexuell belästigende Kommunikation in Social Media – eine leicht zu unterschätzende Gefahr für Heranwachsende

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Im Februar 2023 veröffentlichte Jugenschutz.net einen Report über sexuell belästigende Kommunikation in Social Media. Recherchiert wurden im Jahr 2022 Formen sexuell belästigender Kommunikation in den bei Kindern und Jugendlichen beliebten Diensten TikTok und Instagram. Es wurden hierbei sowohl belästigende Inhalte, die sich direkt an Kinder und Jugendliche richteten, als auch an kinder- und jugendaffine Creator/-innen berücksichtigt.

Zunächst wird im Report deutlich gemacht, was genau sexuell belästigende Kommunikation ist und welche Risiken für Minderjährige bestehen. Die medienrechtliche Einordnung sexuell belästigender Inhalte erfolgt dabei in drei Kategorien:

  1. die Eignung zur Entwicklungsbeeinträchtigung (z.B. die Andeutung sexuellen Interesses)
  2. die Eignung zur Jugendgefährdung (z.B. Zeigen sexuellen Interesses durch eindeutige grafische, degradierende Sprache)
  3. die Eignung zur offensichtlich schweren Jugendgefährdung (z.B. Fragen nach sexuellen Treffen)

Im Rahmen der Recherche wurden 78 Inhalte dokumentiert, die diesen Kriterien entsprachen. In 50 Fällen richteten sich diese direkt an eine minderjährige Person, in 28 Fällen an erwachsene, jugendaffine Creator/-innen. 58 Inhalte wurden als entwicklungsbeeinträchtigend eingestuft, 20 als jugendgefährdend. Offensichtlich schwer jugendgefährdende Inhalte wurden nicht gefunden. Jugendschutz.net ergriff in 34 Fällen Maßnahmen gegen sexuell belästigende Kommentare, indem jugendgefährdende Inhalte den Supportdiensten der Plattformen gemeldet wurden. Daraufhin wurden fünf von sechzehn Fällen gelöscht. Jugendschutz.net nahm daraufhin direkten Kontakt zu Instagram auf und veranlasste die Löschung neun weiterer Fälle. Insgesamt wurden somit vierzehn von sechzehn jugendgefährdenden Inhalten vom Dienst entfernt. Die entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalte wurden ebenso direkt an die Dienste gemeldet. So wurden sechzehn von achtzehn Fälle gelöscht.

Bei TikTok beobachtete jugendschutz.net verstärkt sexuell belästigende Kommunikation Minderjähriger bei sogenannten Livestreams. Bei Instagram wurde belästigende Kommunikation vor allem gegenüber kinder- und jugendaffinen Creator/-innen festgestellt. Insbesondere bei den privaten Nachrichten wurde eine Vielzahl belästigender Kommentare entdeckt, da diese Funktion in beiden Diensten eine zentrale Funktion darstellt. Das liegt unter anderem daran, dass die Direktnachrichten eng mit der beliebten Storyfunktion verknüpft sind.

TikTok und Instagram haben bereits eine Vielzahl an Vorsorgemaßnahmen umgesetzt, die gegen die sexuell belästigende Kommunikation vorgehen sollen. Beispiele für diese Maßnahmen sind Kommentarfilter, Voreinstellungen bei Direktnachrichten, ein Melde- und Hilfesystem oder auch ein festgelegtes Mindestalter von 13 Jahren.

Jugenschutz.net macht jedoch in seinem Report deutlich, dass die altersdifferenzierten Vorsorgemaßnahmen zwar gut angedacht sind, jedoch keine verlässliche Altersprüfung besteht, da das Alter bei der Registrierung nur anhand des Geburtsdatums abgefragt wird und sehr einfach gefälscht werden kann. Somit werden die Maßnahmen als unzureichend eingestuft. Da sexuell belästigende Kommunikation trotz aller Vorsorge nie vollumfänglich verhindert werden kann, wird vor allem darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, dass junge Nutzer/-innen unmittelbare Unterstützung sowie Verweise auf bestehende Beratungsangebote der Offline-Welt benötigen. Verschiedene Anlaufstellen für Beratungsangebote finden Sie in diesem Artikel aufgelistet: https://mentoren-lmz.de/beratungsstellen-im-netz-hilfe-bei-problemen-und-fragen/

Um Kinder und Jugendliche vor sexuell belästigender Kommunikation zu schützen und sie beim Aufbau ihrer Selbstschutzkompetenzen zu stärken betont jugenschutz.net nochmals, wie wichtig es ist, dass Eltern, Multiplikator/-innen sowie Kinder und Jugendliche selbst Wissen über die Risiken von Interaktionsfunktionen der Social Media-Dienste erwerben.

Gerne unterstützen wir Sie dabei, zum Beispiel in medienpädagogischen Elternabenden oder Fortbildungen. Wenden Sie sich hierzu an die Medienpädagogische Beratungsstelle: beratungsstelle@lmz-bw.de, Tel.: 0711 4909-6321.


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