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Beitragsbild: Kathrin Müller

Hier kommt SMEP: Schüler-Medienmentoren interviewen Datenschützer

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Wie kann man Jugendliche für Fake News sensibilisieren? In dem man sie selber News produzieren lässt! Sieben Schüler-Medienmentoren (Smepper) interviewten Experten zum Thema Datenschutz und lernten dabei, wie man News durch Schnitt und Ton beeinflussen kann.

Das Stuttgarter Landesmuseum stellte als Drehort mit seiner Ausstellung einen wunderbaren Kontrast zur Gegenwartsgeschichte her: Während sich im dritten Stock Kinder in der Ritterausstellung als Krieger und Mönche verkleideten, beschäftigten sich die Schüler-Medienmentoren zwei Stock tiefer mit dem historischen Thema „Datenschutz“. Dazu hatten sie zwei lokale Experten eingeladen: den Landesbeauftragten für Datenschutz Dr. Stefan Brink und Stefan Leibfarth vom Chaos Computer Club, Stuttgart.

Mit was beschäftigt sich ein Datenschutzbeauftragter?

„Hallo, ich bin die Maxie von den Smeppern. Als Interviewpartner habe ich heute Stefan Brink zu Gast.“ In den folgenden zehn Minuten erhielt Maxie einen tiefen Einblick in die Arbeit des Datenschutzbeauftragten. Stefan Brink verriet, was mit Behörden wie z. B. Krankenhäusern geschieht, wenn sie sich nicht an die Datenschutzauflagen hielten.

Maxie wollte von Stefan Brink wissen, wie Datenschutz bei den sozialen Netzwerken aussehen kann. Die Einschätzung vom Datenschutzbeauftragten: die Verantwortung liegt einerseits bei den Nutzern, die deutlich sparsamer mit ihren Daten umgehen müssten. Brink sprach sich aber dafür aus, dass Anbieter von sozialen Netzwerken stärker kontrolliert werden müssten. Gesetze wie die Datenschutzgrundverordnung helfen, dass Anbieter auf Wunsch die Profildaten von Nutzern vollständig löschen müssen.

Rund-um-die-Uhr-Überwachung von der Schutzranzen-App problematisch

Aktuell beschäftigt sich der Datenschutzbeauftragte mit der sogenannten Schutzranzen-App, welche Autofahrer vor Schulkindern im Straßenverkehr warnt. Wenn Technik den Schulweg sicherer macht, dann ist das laut Stefan Brink ein interessanter Ansatz. Wenn Eltern ständig ihre Kinder kontrollieren wollen, wäre das hingegen „problematisch“. Seine Arbeit beschreibt Stefan Brink als abwechslungsreich. Häufig käme es zu Streit, wenn sich seine Behörde mit der Politik, der Polizei oder dem Verfassungsschutz wegen Datenschutz-Themen anlegt.

Erste goldene Regel: Erst denken, dann klicken.

Interviewgast Nummer Zwei war kurz darauf der Experte Stefan Leibfarth vom Chaos Computer Club (CCC) Stuttgart. „Kannst du uns die fünf goldenen Regeln für Sicherheit im Netz geben?“ wollte Interviewerin Sophia wissen. Im Laufe des Gespräches verriet Leibfarth mehr als fünf Tipps, die sich die Schüler-Medienmentoren bestimmt gemerkt haben:

  1. Erst denken, dann klicken.
  2. Nicht in jedem Online-Formular die echte Adresse angeben. Nicht immer mit allen Daten anmelden.
  3. Bevor man was postet, überlegen, was es für Konsequenzen geben kann. Was für Folgen hat das in fünf Jahren? Wer kann das noch lesen?
  4. Bei sozialen Netzwerken die Privatsphären-Einstellungen richtig setzen.
  5. Bei Apps auf die Berechtigungen achten.
  6. Nicht bei jedem Dienst das gleiche Passwort verwenden, da Passwörter oft geklaut werden. Am Besten einen Passwortmanager verwenden.
  7. Immer im Vorfeld informieren, bevor man eine neue Webseite oder App benutzt. Immer die Konsequenzen kennen.
  8. Nicht Google als Suchmaschine der Wahl verwenden.

Warum die Sicherheit von Software und IT-Systemen wichtig ist, erklärte Stefan Leibfarth am Beispiel der Bundestagswahl 2017: Dass ein kleiner Fehler in einem Computerprogramm ganz große Auswirkungen haben kann und dass durch Zugriffe auf kommunale PCs sogar Wahlergebnisse manipuliert werden können. Richtig aktiv beim CCC wurde Stefan Leibfarth nach den Snowden-Veröffentlichungen. Diese waren für ihn Grund, „nicht nur privat sondern auch öffentlich aktiv zu sein“, so Leibfarth.

Tipp vom Experten: Signal statt WhatsApp.

Sophia wollte abschließend wissen, welchen Messenger er datenschutztechnisch empfehlen würde. Stefan Leibfarth nannte den Signal-Messenger. Dieser sei benutzerfreundlich und vertrauenswürdig zugleich, weil der Programmiercode einsehbar ist. Bei WhatsApp im Vergleich kann man im Code nicht nachprüfen, welche Daten aus dem Adressbuch hochgeladen werden oder ob andere schädliche Funktionen versteckt sind, erklärte der Experte vom CCC.

Vorbereitung ist alles: von der Recherche bis zum Ton

Vor den Interviews mussten die Smepper eine Reihe an Hausaufgaben erledigen. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich einen Tag lang mit dem Thema „Datenschutz“ auseinander und lernten in der Theorie, worauf es bei Interviews ankommt. Am Produktionstag mussten sie selber den Drehort ausleuchten, die Kameras aufstellen und sich um den richtigen Ton kümmern. Während zwei Schülerinnen die eingeladenen Gäste interviewten, bedienten die fünf Schüler die Kameras. Die Schüler-Medienmentoren lernten u. a. wie man Akkus tauscht, den Fokus einstellt und den Drehort ausleuchtet.

Am dritten Workshop-Tag wurde das Interview gemeinsam geschnitten. Referent Martin Mannweiler war überrascht, wie souverän die Schülerinnen und Schüler das Videoschnittprogramm bedienten. „Die Smepper sollen bei dem Workshop nicht nur lernen, wie man die Technik bedient“, so Mannweiler. Dass ein Video-Interview durch Schnitt und Ton eine ganz andere Bedeutung bekommen kann, wurde den Smeppern durch Ausprobieren verschiedener Interview-Versionen klar. Gegen die Manipulation durch Fake News und -Videos sind die Schüler-Medienmentoren nun gewappnet. Wer weiß, ob in Zukunft eine(r) von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selber Nachrichten produziert?

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